Wir hassen keine Kinder

Kinderfreien Menschen wird oft automatisch vorgeworfen, dass sie Kinder hassen. Weil sie ja keine wollen. Dabei will ich auch kein Känguru im Haus. Dennoch hasse ich sie nicht, finde sie sogar ziemlich toll mit ihren Beuteln und kleinen Ärmchen. Und Hass ist ein sehr starkes Wort.

Ich hasse eigentlich nichts auf dieser Welt. Ausser vielleicht Koriander. Das Zeugs macht jedes Essen zunichte… Spass beiseite. Hass ich für mich etwas sehr Endgültiges und Absolutes. Ein Mensch muss durch und durch schlecht sein, um meinen Hass zu verdienen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand komplett böse ist (naja, fast niemand, man denke da an den Herrn mit dem Schnauzer). Ich bin überzeugt, dass niemand böse auf die Welt kommt. Man wird böse gemacht – durch traumatische Erlebnisse, durch äussere Einflüsse, durch fehlgeleitete Ideologien, Schicksalsschläge…

Lange Rede kurzer Sinn: Nein, ich hasse keine Kinder! Und ich glaube, die meisten Kinderfreien können mir da beipflichten. Wir möchten einfach keine eigenen haben.

Kein Draht zu Kindern

Dennoch muss ich gestehen; ich hasse Kinder zwar nicht, aber ich habe auch keinen Draht zu ihnen. Hatte ich noch nie. Vor allem, wenn sie noch klein sind, weiss ich schlicht nicht, was mit ihnen anfangen. Ich habe kein Bedürfnis, Babies zu halten, Kleinkinder zu hüten, mit Kindern zu spielen… Mit dem Alter wird es besser – nicht meines, das der Kinder. Wenn sie beginnen zu sprechen, zu verstehen, einen wahrzunehmen, zu interagieren. Wenn sie langsam kleine Menschen werden.

Dennoch – mein Wunsch nach Nähe hält sich in Grenzen.

Das tut mir manchmal leid. Denn ich weiss, dass diese Kids der Mittelpunkt im Leben meiner Freund*innen sind. Ich möchte auch, dass diese Kinder mich erkennen, dass ich keine Fremde bin, will ein kleiner Teil ihres Lebens sein. Aber ich bin halt einfach eher die coole, etwas unnahbare «Tante», die lieber mit ihren Mamis und Papis Zeit verbringt als mit ihnen... Ich hoffe, ihre verzeiht mir das, zukünftige erwachsene Kinder 😉

Kinderfrei aber nicht kinderlos

In vielen Geschichten von Gastautor*innen wird der Unterschied zwischen kinderfrei und kinderlos betont (z.B. bei Corinna’s Geschichte) . Man sei zwar freiwillig frei von eigenen Kindern, aber das Leben sei dennoch nicht kinderlos. Viele engagieren sich bei Nachbarskindern, Neffen, Nichten, haben beruflich mit Kindern zu tun… Und das ist ok! Es ist schön, dass sich diese kinderfreien Menschen mit den Kindern umgeben, die sie möchten. Ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenken, gerade, wenn die Eltern es vielleicht im Moment nicht können.

Aber es ist auch ok, wenn man das nicht möchte. Es ist ok, dass man sich gegen eigene Kinder entscheidet und nicht aktiv den Kontakt zu anderen Kindern sucht. Und es gibt bestimmt kinderfreie Menschen, die wirklich gar nichts mit Kindern anfangen können – das ist in Ordnung.

Wenn ich jemandem sage, dass ich kinderfrei bin, verspüre manchmal den Reflex, zu erwähnen, dass ich Kinder nicht hasse. Dass ich sie «imfall» schon mag.

Geht es dir manchmal auch so? Und wie stehst du zu diesem Thema?

 
Nadine

Seit 2019 bewusst kinderfrei und zufrieden mit der Entscheidung.

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Ich wollte nicht so enden