Gehen bei Enkel*innen die eigenen Kinder vergessen?

Wenn ich mich mit meinen Eltern treffe, kann ich ihnen meine volle Aufmerksamkeit schenken – und sie mir ihre. Das schätze ich sehr. Sobald Enkelkinder im Spiel sind, ändert sich das – zumindest höre und erlebe ich das immer wieder in meinem Umfeld. Aber nur weil jemand plötzlich eigene Kinder hat, ist dieser Mensch ja nicht weniger interessant oder wichtig. 

Ich gehe ab und zu Wandern mit meinem Mami. Mal erklimmen wir hohe Berge, sind den ganzen Tag unterwegs. Manchmal ist es nur ein zweistündiger Marsch auf einen Züri Oberländer Hügel, mit einer gemütlichen Kaffeepause oben in der Hütte. Das machen wir seit Jahren und wir beide geniessen diese Zeit zusammen sehr. Wir haben stets viel zu besprechen, quatschen bergauf, bergab.

Folgende Bilder stammen von so einer Wanderung. Wir sind zum Limmerensee in den Glarner Alpen hochgewandert - sehr empfehlenswert, für alle Wandervögel unter unseren Leser*innen!

Zeit haben

Diese Ausflüge poste ich gelegentlich auf Instagram. Eine befreundete Mama hat mir daraufhin geschrieben, dass dies ein schöner Aspekt vom kinderfreien Leben sei; dass man so viel exklusive Zeit mit seinen Eltern verbringen kann. Sie meinte, dass sich ihre Gespräche mit ihrem Mami primär um die Kids drehen. 

Wann hütet die Oma, wann holt sie die Kinder, und kocht sie gleich auch noch Znacht?

Viele Grosseltern freuen sich, ihre Enkel*innen zu sehen. Aber vielleicht würden sie sich auch freuen, mal wieder nur mit ihren Kindern zu sprechen? Allein, ohne Ablenkung, ohne Unterbrechung. Für mich hat das nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit einem Grundbedürfnis. Das gilt übrigens auch umgekehrt. Mütter und Väter, die sich mit ihren Eltern mehr Nicht-Kinder-Gespräche wünschen würden. Dass statt “Wie geht’s denn der Kleinen?” auch mal wieder gefragt wird “Wie geht’s DIR?”.

Dass statt ‘Wie geht’s denn der Kleinen?’ wieder einmal gefragt wird ‘Wie geht es DIR?’

Zweischneidiges Schwert

Ich geniesse die Quality Time mit meinem Mami (und meinem Bapi übrigens auch) sehr, aber es schwingt manchmal ein Tropfen Wehmut mit. Denn ich werde wiederum nie die gleiche Erfahrung als Mutter von einer Tochter haben. Das sind Momente, in denen ich manchmal zugegeben kurz traurig bin, dass ich keine eigenen Kinder möchte. Doch das ist natürlich lange kein Grund für mich, meine Meinung zum Thema Kinder zu ändern. 

Zudem - wie im Artikel “Alleine Altern” schon geschrieben - nur weil man Kinder hat, heisst das nicht, dass es so sein wird, wie man es sich vorstellt. Vielleicht hat meine imaginäre zukünftige Tochter NULL Bock, mit ihrer Mutter wandern zu gehen ;) Ich weiss zumindest noch, wie ich damals als kleines Kind meinen Eltern die Hölle heiss gemacht habe, als sie mich zwangen einen Berg hochzulaufen … Und 25 Jahre warten, dass sie dann doch vielleicht noch einen Wanderspleen entwickelt, ist mir dann doch etwas zu viel. Da geniesse ich diese Zeit lieber mit meinem Partner, meinen Eltern, meinen Freundinnen und Freunden - was eine ebenso wertvolle Quality Time ist! 

Wie erlebt ihr das? Was sind eure Gedanken zu diesem Thema? 

 
Nadine

Seit 2019 bewusst kinderfrei und zufrieden mit der Entscheidung.

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Kinderfreie Weihnachten