Ich will keine Mutter sein

Ich will keine Kinder. Weil ich einerseits einfach keine will. Aber andererseits auch, weil ich keine Mutter sein will. Vor allem in unserer heutigen Gesellschaft. 

Mütter haben wenig Geld, sind finanziell abhängig und tragen den Grossteil des täglichen Mental Loads. Das ist nicht einfach meine persönliche Einschätzung, sondern das Ergebnis aus Studien und Statistiken. Wer sich hier schon angegriffen fühlt, sollte vielleicht nicht weiterlesen – oder vielleicht gerade umso mehr 😉

Mütter sind finanziell abhängig

Nicht mal die Hälfte der Frauen in der Deutschschweiz können ihren Lebensunterhalt allein stemmen! Der Hauptgrund ist die Mutterschaft. Denn:

Vier von fünf kinderlosen Frauen können ihren Lebensunterhalt mit dem eigenen Lohn bestreiten.
— annabelle, Sotomo

Anscheinend ändert sich dieser Umstand auch nicht gross, wenn die Kinder älter werden. Viele gaben an, dass die finanzielle Situation ein wichtiger Grund sei, sich nicht vom Partner trennen zu können (annabelle & Sotomo, 2021, S. 33-35, Link zur Studie).

Laut der Befragung ist die ideale Aufteilung des Jobs zwischen Vater und Mutter bei 80 zu 50 Stellenprozent. Bei Jüngeren tendiert es in die Richtung von 70:60. In der Realität arbeiten die meisten Mütter aber unter 60 Prozent und die Väter 100 (annabelle & Sotomo, 2021, S. 36-37). Ja, das ist sicher besser als 100:0, wie es in den guten alten 50ern war. Aber es ist immer noch nicht gleichberechtigt. Und es hat einen Einfluss auf den Lohn und die Pension…

Gender Pay und Pension Gap

Laut admin.ch verdient eine Schweizerin 1500 Franken weniger pro Monat als ein Schweizer. 52.2% lassen sich «begründen», z.B. durch die berufliche Stellung. Ich stelle begründen bewusst in Anführungs- und Schlusszeichen - denn warum sind weniger Frauen in Kaderpositionen? Vielleicht wegen der Mutterschaft? Ich lasse das mal so im Raum stehen. Die restlichen 47.8 % können nicht erklärt werden und enthalten «eine potentielle Lohndiskriminierung aufgrund des Geschlechts». 

Und als wäre der Gender Pay Gap nicht genug, gibt’s noch den Gender Pension Gap.

Der besagt, dass Frauen, 34,6 % weniger Rente erhalten als Männer (Zahlen aus dem Jahr 2020). Das hat primär mit der 2. Säule, der beruflichen Vorsorge zu tun. Weil – je weniger man arbeitet resp. je weniger frau verdient, desto weniger zahlt sie selbst und ihr Arbeitgeber in die 2. Säule ein. Und die AHV, die 1. Säule, kann diesen Gap nicht füllen (admin.ch). 

Die zweite Säule hat eine Eintrittsschwelle. Die liegt aktuell bei 22'050 Franken. Diesen Grenzbetrag muss man erst mal erreichen, damit man überhaupt in die 2. Säule einzahlen darf. Zudem gibt es noch den Koordinationsabzug, der vom Lohn abgezogen wird, als Ausgleich zur Abgabe an die 1. Säule (AHV). Der ist immer 7/8 der maximalen AHV-Rente und liegt aktuell bei 25'725 Franken. (admin.ch).

Ah, und die AHV – da muss man dann schon gut schauen, dass man keine Beitragslücken hat. Denn sonst hat man/frau keine Chance auf eine Maximalrente.

Für alle, die sich jetzt erschlagen fühlen und nur Bahnhof verstehen – denen kann ich die Plattform ElleXX empfehlen! Ihre Mission ist schliesslich: CLOSE THE GAP!

Frauen tragen den Mental Load

Mütter mögen vielleicht in der Wirtschaft weniger arbeiten, aber dafür übernehmen sie zu Hause umso mehr. Das ist auch Arbeit, wird einfach nicht vergütet und hat keinen Einfluss auf die Rente …

Insgesamt geben 81% der Befragten an, dass sie die Hauptlast des Mental Loads tragen. 81 f***** Prozent!

Frauen, ob sie nun Mütter sind oder nicht. Dabei geht es nicht nur um Hausarbeit, sondern um Pflege von Beziehungen, Zuständigkeit für die emotionale Betreuung aller Beteiligten, Kinderbetreuung etc. Fast schon komisch (im Sinne von Komik) ist, dass dieses Ungleichgewicht auch gilt, wenn beide Parteien hohe Pensen arbeiten. Das sei auch ein Grund, warum viele Mütter weniger arbeiten – also in der Wirtschaft, «echte» Arbeit, ihr wisst schon … (annabelle & Sotomo, 2021, S. 49-51).

Die Moral der Geschicht?

Ich will keine Mutter sein. Generell und besonders nicht unter diesen Umständen. Klar, man kann sagen, jede Frau resp. Mutter könnte all das selbst lösen. Mehr arbeiten, unabhängig sein, Mental Load abgeben … Aber wer kümmert sich dann um die Kinder? Wer macht den Haushalt? Wer schützt diese Frauen vor den bösen Blicken, weil sie ja dann eine Rabenmutter ist? «Warum hat sie Kinder, wenn sie doch nie bei ihnen ist?», ich hör die Geier schon … Das sind übrigens die gleichen Menschen, die finden «Ohne Kinder wirst du mal einsam sein, yadda yadda…».

Nein, ich bin froh, diese Rolle nicht einnehmen zu müssen. Frau sein reicht völlig aus…




P.S. Kinderfreie sind zufriedener

Laut der vorher viel zitierten Sotomo-annabelle-Studie sind Mütter unzufriedener als kinderfreie Frauen.

Auffällig ist, dass Mütter, die in einem Familienhaushalt leben, in vielen Bereichen weniger zufrieden sind als der Durchschnitt. Besonders gross ist die Diskrepanz bei der freien Zeit. (…) Weniger zufrieden sind sie ausserdem mit ihrer beruflichen Laufbahn.
— annabelle, Sotomo

Hingegen sind Frauen, die in Paarbeziehungen oder allein ohne Kinder leben, nach dieser Studie am zufriedensten. Besonders im Bereich Freizeit und Beruf. Zudem ist ein kinderfreies Paar anscheinend sowohl zufriedener mit der Beziehung als auch mit der Sexualität (annabelle & Sotomo, 2021, S. 23-24).

 
Nadine

Seit 2019 bewusst kinderfrei und zufrieden mit der Entscheidung.

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